Pflanzen

Rotbuche (Fagus sylvatica)

Ursprünglich beinahe das gesamte Gebiet der heutigen Bundesrepublik bedeckend, finden sich naturnahe Buchenwälder heute nur noch auf ca. 3 % der bayerischen Landesfläche. Dabei steht wohl kaum eine andere Baumart so stellvertretend für den Steigerwald wie die Rotbuche (Fagus sylvatica). Der Name rührt zum Teil von der bisweilen ins Rötliche gehenden Färbung des Holzes. Ein weiteres Merkmal ist die verhältnismäßig glatte Borke, welche nicht, wie bei anderen Bäumen, durch das Dickenwachstum in Form größerer Schuppen aufreißt, sondern als feiner Staub zerfällt. Als konkurrenzstarke, schattentolerante und sehr wüchsige Art verdrängt die Rotbuche im Laufe der Zeit andere Baumarten und gilt daher als sogenannte Klimax-Art. Im Wald stehend sterben die unteren Äste rasch aufgrund von Lichtmangel ab, wodurch der Baum dann ein säulenförmiges Erscheinungsbild bekommt. Ein gutes Beispiel sind die sogenannten "Schaufelbuchen", große, mächtige und um die 200 Jahre alte Buchen, aus deren Stämmen Holzschaufeln gefertigt werden konnten. Bäume vergleichbarer Mächtigkeit stehen heute beispielsweise im Naturwaldreservat "Kleinengelein". Vor allem im Herbst bieten die Buchenwälder mit ihrem Farbenreichtum ein spektakuläres Schauspiel.

Naturnahe Buchenwälder bieten in ihren wechselnden Wachstums- und Zerfallstadien einer Reihe von teils hochgradig spezialisierten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten ideale Lebensbedingungen. Als Beispiel wären etwa der ästige, Igel- und Dornige Stachelbart zu nennen, welche sich auf Totholz von Laubbäumen entwickeln.

Übrigens: Die in den Laubwald-Gesellschaften des Steigerwalds ebenfalls vorkommende Hainbuche (Carpinus betulus) ist mit der Rotbuche nicht nährer verwandt, sondern gehört einer eigenen Gattung innerhalb der Familie der Birkengewächse an.

Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris)

Namensgebend für die Kuh- oder Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) war die Form der halb geschlossenen Blüte, welche einer Kuhschelle oder einem Glöckchen ähnelt. Die zu den Hahnenfußgewächsen zählende Pflanze. Charakteristisch ist außerdem der Quirl aus drei zottig behaarten Hochblättern, welche die noch nicht entfaltete Blüte schützen. Diese erscheinen teilweise bereits im März an kalkhaltigen und mageren Standorten. Außerdem ist die Küchenschelle sehr wärme- und lichtbedürftig, weshalb sie an überdüngten Standorten unter dem Konkurrenzdruck anderer Arten schnell das Nachsehen hat. So setzten ihr die Veränderungen der modernen Landwirtschaft mit dem Einsatz von Düngemitteln und dem Rückgang von Magerrasen besonders zu. Die Küchenschelle ist zwar in ganz West- und Mitteleuropa verbreitet, heutzutage im gesamten Gebiet jedoch selten. Viele wissen nicht, dass die Pflanze sehr giftig ist, bisweilen genügt bereits das Anfassen, um Hautreizungen hervorzurufen. Nichtsdestotrotz fand sie bereits seit der Antike als Heilpflanze Verwendung gegen Kopfschmerzen, Erkältung und Angstzustände. Die Küchenschelle ist in Bayern gefährdet und genießt daher besonderen Schutz. Im Steigerwald findet man sie vor allen Dingen auf den trocken-warmen Kalkmagerrasen im Süden des Naturparks.

Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis)

Ein weiterer Frühblüher ist das Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) mit seinen auffälligen gelben Blüten, welche in etwa ab April zu sehen sind. Diese öffnen sich bei Sonnenschein und wenden sich, ähnlich der Sonnenblume, der Sonne zu. Die Bestäubung erfolgt durch zeitig fliegende Insektenarten, vor allem Hautflügler wie Bienen und einige Fliegenarten. Interessant: Die Ausbreitung der kleinen, nur etwa 4 mm großen und als "Nüsschen" bezeichneten Samen erfolgt durch Ameisen, welche durch deren hohen Ölgehalt angelockt werden.

Die Pflanze stammt ursprünglich aus Sibirien und wanderte erst gegen Ende der letzten Eiszeit nach Mitteleuropa ein. Sie bevorzugt trockene, kalkreiche Lehm- und Lössböden. Die Tätigkeit des Menschen durch Waldrodung und Schafzucht erschlossen ihr immer neue Wuchsstandorte. Heutzutage drängen Verbuschung, Ackerbau und Wiederverwaldung die Art auf wenige Reliktvorkommen zurück. Ohne spezielle Landschaftspflegemaßnahmen würde das Adonisröschen auch dort verschwinden. Im Naturpark Steigerwald kommt es häufig an ähnlichen Standorten wie die Küchenschelle vor.

Wilde Tulpe (Tulipa sylvestris)

Die Wilde oder auch Weinbergstulpe (Tulipa sylvestris) lässt dem Namen nach ihren Ursprung als Wildform in unserer heimischen Natur vermuten, stammt jedoch aus dem Mittelmeerraum und wurde wahrscheinlich im Laufe des 16. Jahrhunderts als Zierpflanze in Schloss- und Klostergärten eingeführt. Jedoch verwilderte die Art wieder und stellt heute tatsächlich die einzige in Deutschland wild vorkommende Tulpenart dar. Gemäß ihrer Herkunft liebt sie besonnte, warme Standorte. Im Naturpark Steigerwald ist die Blüte der Weinbergtulpe beispielsweise in den Weinhängen um Castell ein unvergessliches Farbenspiel.

Wilde Orchideen

Orchideen faszinieren mit ihrer Farben- und Formenvielfalt ebenso wie mit ihren teils sehr engen Beziehungen zu ihren Bestäubern oder der Tatsache, dass sie zur Keimung auf bestimmte Pilze (Mykorrhiza) im Boden angewiesen sind (Symbiose). Darüber hinaus stellen sie hohe Ansprüche an die Lebensraumqualität und gedeihen fast ausnahmslos an mageren, unberührten Standorten. Nicht umsonst werden Orchideen bisweilen als die Kronjuwelen der Pflanzenwelt bezeichnet.

Im Steigerwald finden viele Arten noch geeignete Bedingungen vor. So finden sich in den feuchten Wiesentälern des nördlichen Steigerwalds beispielsweise die Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris) oder das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis). An den kalkreichen, mageren Standorten des südlichen Steigerwalds gedeihen hingegen das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) und das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea). Das Weiße Waldvögelein (Cephalanthera damasonium) hingegen ist an lichte Laubwälder angepasst und bevorzugt insbesondere Buchenwälder.

Alle heimischen Orchideen sind geschützt und das Beschädigen oder gar Entnehmen aus der Natur ist streng untersagt (zudem die Pflanzen ohne ihre "Pilzpartner" auch schnell eingehen würden). Gerade im Hinblick auf den Erhalt dieser Schönheiten der Pflanzenwelt ist es daher wichtig, das Wegegebot zu befolgen und auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben.