Maßnahmen und Projekte

Artenschutzprojekt für die Gelbbauchunke

Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) mit ihrer charakteristischen gelb-schwarzen Unterseite und herzförmigen Pupillen ist die kleinste Amphibienart Mitteleuropas. Als sogenannte Pionierart liebt sie Pfützen, Fahrspuren, kleine Tümpel und andere Kleinstgewässer aller Art, in welchen Fressfeinde fehlen. Doch leider gehen solche kleinen Wasserstellen oft aus Unwissen durch die Befestigung von Wegen oder Verfüllung von Mulden und Pfützen verloren.

In den Naturparken Steigerwald und Frankenhöhe kommt die Gelbbauchunke noch vor. Sie lebt hier gerne in Wäldern bzw. waldnahen Lebensräumen. In den Landkreisen Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim und Ansbach erfassen Mitarbeiter der Naturparke Steigerwald und Frankenhöhe mit Hilfe von Ehrenamtlichen die Vorkommen der Gelbbauchunke und erarbeiten Maßnahmen für den Erhalt und die Vernetzung ihrer Lebensräume. Das Artenschutzprojekt wurde in Zusammenarbeit mit den Unteren und Höheren Naturschutzbehörden 2020 gestartet und soll über mehrere Jahre fortgesetzt werden.

Viele Weitere Informationen zur Gelbbauchunke, ihren Lebensräumen und ihrem Schutz liefert unser Video:

2023 setzt der Naturpark Steigerwald bereits im dritten Jahr sein Artenschutzprojekt für die Gelbbauchunke um. Bis zuletzt waren ehrenamtliche Erfasser*innen in ausgewählten Gebieten unterwegs, haben die Gewässerstrukturen im Wald erfasst und nach den kleinen Amphibien mit den herzförmigen Pupillen Ausschau gehalten. Im Rahmen der Erfassung dokumentierten die Ehrenamtlichen beispielsweise, wie lange und ob vorhandene Grabenstrukturen entlang von Wegen wasserführend sind, oder ob es in einem Gebiet mit Vorkommen der kleinen Amphibienart genügend mögliche Fortpflanzungsgewässer gibt und wie lange diese bei anhaltender Trockenheit nicht austrocknen. Fachlich unterstützt wurden sie dabei von Naturpark-Rangerin Alexandra Kellner sowie einem Fachbüro. Nun steht die Auswertung der Begehungen an. Aber schon jetzt zeichnet sich ein – wie bereits im vergangenen Jahr - eher schlechtes Jahr für die Gelbbauchunke ab.

Viele Amphibien sind für ihre Reproduktion auf Kleinst- und Kleingewässer vor allem im Wald angewiesen. Bedingt durch anhaltend heiße und trockene Witterung, wie sie in diesem Jahr vor allem im Juni und Juli vorherrschte, sind vielerorts kleine Tümpel und Pfützen trocken gefallen. Auch das Nahrungsangebot für die Gelbbauchunke hat sich aufgrund der klimatischen Bedingungen verschlechtert: Dieses Jahr gab es weniger Insekten, da deren Nachwuchs vermutlich im letztjährigen heißen Sommer vertrocknet ist und das kühle Frühjahr 2023 zur erfolgreichen Fortpflanzung lange zu kalt war. Die Kaulquappen der Gelbbauchunken ernähren sich von Pflanzenteilen wie zum Beispiel abgestorbenen Blättern, sie sind Kiemenatmer und auf Wasser angewiesen. Als „fertiges Amphib“ sind sie dann Lungenatmer und ernähren sich von Insekten.

Auch die ganzjährig notwendig gewordene Bewirtschaftung der stark geschädigten Wälder setzt den kleinen Amphibien zu, da Wasser gefüllte Fahrspuren häufiger befahren werden müssen. Einige Pfützen oder Fahrspuren, in denen Gelbbauchunken gefunden wurden, konnten durch die Naturpark-Ranger auch beschildert und mit Informationen versehen werden, um die dortigen Bestände zu schützen. Größere Populationen der Gelbbauchunke konnten in diesem Jahr nicht gefunden werden, was den Verantwortlichen zunehmend Sorge bereitet, denn große Populationen können „schlechte Jahre“ besser kompensieren. 

Mit Hilfe der Kartierungen können nun weitere Maßnahmen entwickelt werden, die die Lebensraumbedingungen der Gelbbauchunke verbessern sollen. An geeigneten Stellen wurden außerdem Gumpen als potenzielle Laichgewässer neu angelegt oder freigebaggert. Ziel ist es, einen Beitrag für mehr Wasserrückhalt zu sorgen und damit auch den Gelbbauchunken möglichst viele unterschiedliche Fortpflanzungsgewässer anbieten zu können.

Das Team der ehrenamtlichen Erfasser*innen – einige von Ihnen sind bereits im dritten Jahr mit aktiv - ist hochmotiviert, untereinander gut vernetzt und leistet einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Gelbbauchunke. Interessent*innen, die sich im kommenden Jahr engagieren und zum Gelbbauchunken-Team des Naturparks Steigerwald gehören möchten, können sich gerne an den Naturpark Steigerwald (Naturpark-Ranger Alexandra Kellner, alexandra.kellner@kreis-nea.de oder Tel. 09161/ 921522) wenden. 

Artenschutzprojekt zur Naturraumaufwertung in Iphofen/Hellmitzheim

Anknüpfend an das Life+-Projekt "Wälder und Waldwiesentäler am Steigerwaldrand bei Iphofen" wird in einem langfristig angelegten Förderprojekt des Naturparks Steigerwald zusammen mit der Stadt Iphofen, dem Landschaftspflegeverband Kitzingen und dem Flatterhaus Hellmitzheim eine ehemals landwirtschaftlich genutzte Fläche in der Gemarkung Iphofen/Hellmitzheim in eine magere Flachlandmähwiese (FFH-Lebensraumtyp 6510) entwickelt. Die Fläche, welche später einen wertvollen Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten darstellt, liegt in unmittelbarer Nähe zum Hutewaldprojekt der Stadt Iphofen.

Viele unserer heimischen Tiere sind auf ganz bestimmte Standortbedingungen angewiesen, welche einstmals häufig, heutzutage inmitten der ausgeprägten Kulturlandschaft jedoch immer seltener zu finden sind. So gibt es beispielsweise unter den Insekten und hier insbesondere den Schmetterlingen viele Arten, die auf ganz bestimmte Pflanzenarten auf Magerstandorten angewiesen sind. So profitieren u.a. das Rotbraune Ochsenauge (Pyronia tithonus) und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous) von der Maßnahme zur Naturraumaufwertung. Aber auch verschiedene Fledermausarten wie etwa das Graue Langohr (Plecotus austriacus) finden auf der zukünftigen Fläche neue Jagdgründe, u.a. durch die Schaffung von mehr Strukturreichtum durch Pflanzungen verschiedener Gehölze. Heckenpflanzungen entlang der Fläche verbinden zudem Lebensräume der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) in den Saumbereichen angrenzender Waldgebiete.

Eine derartige Umwandlung ehemaliger Ackerflächen in artenreiche Flachland-Mähwiesen stellt aufgrund der langjährigen landwirtschaftlichen Nutzung ein längerfristiges Unterfangen dar, welches fachmännisch begleitet werden sollte. Die Umwandlung und Entwicklung der Fläche wird deshalb über mehrere Jahre durch ein Monitoring - d. h. botanische und zoologische Erfassungen - ergänzt, um im Sinne eines Pilotprojekts wertvolle Daten für zukünftige, vergleichbare Maßnahmen sammeln zu können.

Mai 2021: Die Gehölze entwickeln sich gut, ein dichter Gräserbestand zeugt noch von der Vergangenheit als Ackerfläche

Juni 2023: Saum am Südwestrand mit u. a. Acker-Witwenblume

Gar nicht mal so häufig: Der Kleine Feuerfalter zu Besuch auf Greiskraut

August 2023: Aufkommen von Echtem Labkraut, Odermennig, Schafgarbe und Flockenblume

Zielarten des Artenschutzprojekts in Hellmitzheim

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous) bei der Eiablage

Rotbraunes Ochsenauge (Pyronia tithonus)

Graues Langohr (Plecotus austriacus)

Haselmaus (Muscardinus avellanarius)

Artenschutzprojekt zur Förderung von Gebäudebrütern und Fledermäusen

Der Naturpark Steigerwald ist durch eine Vielzahl an historischen und zeitgenössischen Nutzungs- und Bewirtschaftungsformen geprägt, welche zusätzlich zu den naturräumlichen Gegebenheiten die Lebensraumvielfalt des Gebiets erhöhen. Die im Naturpark liegenden Gemeinden erweitern diesen Verbund zusätzlich durch potentielle Lebensräume für Tierarten, welche – ursprünglich an Felsenbiotope angepasst - in beziehungsweise an Gebäuden leben, wie beispielsweise verschiedene Vogel- und Fledermausarten. Sowohl in als auch im Umfeld der Städte und Dörfer finden sich darüber hinaus Strukturen, welche für diese Arten als Nahrungshabitate dienen (Parks, Alleen, Streuobstbestände, landwirtschaftliche Flächen, Gewässer, etc.).

Die grundsätzlich begrüßenswerte Sanierung und Instandsetzung des Gebäudebestandes im Sinne der Energieersparnis und damit des Klimaschutzes führt häufig leider zum Verlust von Lebens- und Fortpflanzungsstätten von geschützten bis streng geschützten Arten. Somit ist der Erhalt beziehungsweise die Schaffung geeigneter Lebensstätten an Gebäuden wichtig für den langfristigen Erhalt und Förderung dieser gebäudeassoziierten Tierarten.

Über ein durch den Naturpark Steigerwald beantragtes Förderprojekt wird den Mitgliedsgemeinden des Naturparks durch einen Fördersatz von 70 Prozent die kostengünstige Anschaffung verschiedener Nisthilfen bzw. Fledermausquartiere ermöglicht. Durch diese Maßnahme soll langfristig ein großflächiger Lebensraumverbund zur Unterstützung gebäudeassoziierter Vogel- und Fledermausarten über die Fläche des Naturparks entstehen.

 

Fortsetzung der Artenschutzmaßnahme für Gebäudebrüter

Für das Jahr 2024 ist eine Fortsetzung des Artenschutzprojektes für Gebäudebrüter geplant. Gemeinden können über den Naturpark zu deutlich vergünstigten Konditionen Nisthilfen beziehen und diese an öffentlichen Gebäuden, sei es das Rathaus, die Turnhalle oder der örtliche Bauhof, anbringen. Der Naturpark Steigerwald unterstützt bei der Planung und Umsetzung. Bislang konnten so insgesamt ca. 200 neue Nist- und Quartiermöglichkeiten geschaffen werden. 

Interessierte Gemeinden können sich beim Naturpark Steigerwald e. V. melden unter Tel. 09161/92-1523 oder info@steigerwald-naturpark.de.

Eine Pressemitteilung zum Artenschutzprojekt vom 28. Januar 2022 finden Sie hier.

 

Welche Tiere leben eigentlich mit uns unter einem Dach?

 

Für mehr Informationen einfach auf die untenstehenden Links klicken!

► Mehlschwalbe             ► Haussperling            ► Mauersegler              ► Fledermäuse

Mehlschwalben sammeln Lehm an einer Pfütze

Früher Allerweltsvogel, heute zunehmend gefährdet: der Haussperling

Ein Mauersegler lugt aus seiner (künstlichen) Nisthöhle

Wasserfledermäuse in einer Mauerspalte

... das ist natürlich nur eine kleine Auswahl! Neben weiteren Vogelarten wie etwa Hausrotschwanz, Amsel, Turmfalke & Co. dienen unsere Behausungen einer Vielzahl anderer Tiere - von der Mauerbiene über die Hausmaus bis zur Erdkröte - als Lebensraum und Unterschlupf.

Neuerrichtung des Aussichtsturms am Zabelstein

Als Förderprojekt des Naturparks Steigerwald wurde 2020 der Aussichtsturm am Zabelstein neu errichtet, der alte Turm musste 2019 aus statischen Gründen geschlossen werden. Das bayerische Umweltministerium hat dem Naturpark durch die Regierung von Unterfranken über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie eine Förderung in Höhe von 230.000 Euro für den neuen Turm bewilligt. Das entspricht einem Fördersatz von 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Die weitere Umsetzung erfolgte durch den Landkreis Schweinfurt als Mitglied des Naturparks Steigerwald e. V., auf dessen Fläche sich der Zabelstein befindet.

Der Zabelstein ist mit circa 483 Metern die höchste Erhebung des nördlichen Steigerwalds und ein beliebtes Ausflugsziel im südlichen Landkreis Schweinfurt. Wie der alte Turm hat auch der neue Turm eine Aussichtsplattform in circa 18 Metern Höhe , die eine weite Fernsicht auf das Steigerwaldvorland, bei klarem Wetter sogar bis in das Maintal, die Haßberge und die Rhön bietet.  

Ergänzend zum Turmbau werden im umliegenden Bereich weitere Maßnahmen zum Artenschutz und zur Information der Besucher (u.a. zum Schutzgebietsnetz Natura2000) über den Naturraum am Zabelstein umgesetzt.

So wird dem Zabelsteinareal als einen bedeutenden Lebensraum für Fledermäuse Rechnung getragen. Hierzu zählt beispielsweise die Erweiterung des Quartierangebots für Fledermäuse im umliegenden Waldgebiet durch die Anbringung veschiedener, großräumiger Fledermauskästen. Im Kellergewölbe der Ruine Zabelstein, welches ein weithin bedeutsames Überwinterungsquartier für verschiedene Fledermausarten darstellt, werden Hohlblocksteine angebracht, um noch mehr Nischen und Spalten für die erfolgreiche Überwinterung zu schaffen. Eine neue Infotafel informiert am Kellereingang nun über die nachtaktiven Jäger. Als eine zusätzliche Maßnahme wurde die West-Fassade des Lingmann-Hauses um ca. 30 Spaltenquartiere erweitert.

Eine Pressemitteilung des Landratsamtes Schweinfurt vom 20. Februar 2020 finden Sie hier.